Warum es dir schwer fällt, eine Pause zu machen.

Worum geht es in diesem Artikel?

In unserem hektischen Alltag fällt es oft schwer, wirklich abzuschalten – und das liegt nicht nur an äußeren Umständen.

Unser Nervensystem hält uns unbewusst in einem Zustand des Dauerstresses fest. Selbst während einer Pause tauchen plötzlich stressende Gedanken auf.

Doch die gute Nachricht ist: wir können unserem Nervensystem wieder zeigen, dass Entspannung sicher und wohltuend ist. Dieser Artikel erklärt, warum Pausen oft so schwerfallen und wie du es schaffst, dir eine echte Auszeit zu gönnen.

Warum dein Nervensystem gegen deine Pause arbeitet – und wie du das ändern kannst

Als ehemalige Unternehmensberaterin kenne ich die Herausforderungen im Berufs-Alltag nur zu gut. Ständiges Gehetzt-Sein von Termin zu Termin, eine vermeintlich endlose To-Do-Liste und ein Gefühl der inneren Unruhe, das einen einfach nicht loslässt – das war lange Zeit auch mein Alltag. Statt Pause zu machen, fühlte ich mich von meinen ganzen Aufgaben getrieben. 

Vielleicht kennst du das auch? Du sitzt am Strand im Urlaub und denkst trotzdem an die nächste Präsentation oder die E-Mails, die sich in deinem Posteingang stapeln. Aber warum fällt es uns so schwer, wirklich abzuschalten?

Die Ursache für den Stress während der Pause liegt in unserem autonomen Nervensystem

Dein Nervensystem hat eine klare Hauptaufgabe: dein Überleben zu sichern. Wenn es ständig Stress und Druck wahrnimmt, lernt es, dass dieser Modus der beste Weg ist, um gut durchs Leben zu kommen. Es kreiert dann immer mehr Gedanken und Impulse, die dich in diesen Zustand des Funktionierens zurückbringen. Und das eben auch während der eigentlich wohl verdienten Pause. 

Das Problem dabei: Dein Nervensystem wird regelrecht süchtig nach diesem Stresszustand.

Selbst wenn du eigentlich eine Auszeit genießen willst, schießen plötzlich Gedanken durch deinen Kopf wie „Wie strukturiere ich meinen Vortrag nächste Woche?“ oder „Was muss ich noch alles erledigen?“. Dein Nervensystem hat Angst, dass du im Zustand der Entspannung nicht mehr genug für dein Überleben tust. Es versucht dich also zurück in den „sicheren“ Stressmodus zu bringen.

Das „Home-away-from-Home“-Phänomen

In der Fachsprache nennt man diesen Zustand dein „Home-away-from-Home“ – dein Zuhause fern von Zuhause. Es ist der Zustand, in dem du funktionierst, in dem du Dinge erledigst und in dem du dich irgendwie sicher fühlst, auch wenn es eigentlich stressig ist. Aber es ist nicht dein wahres Zuhause. Dein wahres Zuhause ist ein Zustand tiefer Sicherheit, in dem du dich entspannen, regenerieren oder auch zutiefst lebendig fühlen kannst.

Wie du deinem Nervensystem zeigen kannst, dass auch eine Pause sicher ist

Die gute Nachricht ist: Du kannst dein Nervensystem durch gezielte Übungen unterstützen, wieder mehr innere Sicherheit zu erleben. Stück für Stück kannst du es daran gewöhnen, dass ein Zustand von Lebendigkeit und Entspannung auch sicher sein kann. Dafür darfst du liebevoll mit dir sein und dir gezielt wieder mehr Pausen gönnen. Es kann sein, dass dein Nervensystem dann erstmal Alarm schlägt – das ist normal und kein Grund zur Sorge.

Ein praktischer Tipp für den Anfang: Frage dich vor jeder Pause, wie lang sie sich für dich gerade sicher anfühlt. Hör auf die Antwort, die intuitiv in dir entsteht – ohne sie kognitiv verstehen zu wollen. Manchmal sind es vielleicht nur 10 Sekunden, an anderen Tagen sind es 10 Minuten und manchmal sogar 3 Stunden. Wichtig ist, dass du dich von deinem Körper und Nervensystem führen lässt und liebevoll mit dir selbst bist.

Schrittweise zu mehr Regulierung

Mit der Zeit wird dein Nervensystem lernen, dass Entspannung kein Zeichen von Schwäche ist, sondern genauso wichtig für dein Wohlbefinden. Du wirst merken, dass du leichter abschalten kannst und deine Pausen wirklich genießt. Dabei ist es wichtig, geduldig zu sein. Dein Nervensystem braucht Zeit, um sich an den neuen, entspannten Zustand zu gewöhnen.

Beobachte auch, in welchen Situationen es dir leichter oder schwerer fällt, eine Pause zu machen. Vielleicht merkst du, dass du nach einem erfolgreichen Meeting leichter abschalten kannst als vor einer wichtigen Präsentation. Diese Beobachtungen können dir helfen, gezielter an deiner Entspannungsfähigkeit zu arbeiten.

Reflexionsfragen zum Thema „Pause“

Als konkreten ersten Schritt kannst du dir die folgenden Fragen für dich beantworten:

  1. Wann fällt es dir besonders schwer, eine Pause zu machen?
  2. Was könnte dir in einem solchen Moment gut tun und helfen?
  3. Wann fällt es dir leicht, dir eine Pause zu erlauben?
  4. Was nimmst du aus diesem Beitrag für dich mit in deinen Alltag?

Sei dabei nachsichtig mit dir selbst. Jeder Schritt in Richtung mehr Regulierung deines Nervensystems ist ein Erfolg, egal wie klein er erscheinen mag. Mit der Zeit wirst du merken, wie du immer besser mit Stress umgehen kannst und wie sich deine Lebensqualität insgesamt verbessert.

Denk daran: Eine Pause ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für deine Gesundheit, deine Produktivität und dein allgemeines Wohlbefinden. Indem du lernst, deinem Nervensystem zu zeigen, dass Entspannung sicher ist, investierst du in ein ausgeglicheneres und erfüllteres Leben – sowohl im Beruf als auch privat.

Hör dir ergäneznd meine zugehörige Podcast-Folge an:

001 | Warum es dir schwer fällt Pausen zu machen

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