Über die Kunst des Nicht-Wissens

Worum geht es in diesem Artikel?

Ein Moment zwischen Raupe und Schmetterling.

In diesem Newsletter-Auszug vom 26.06.2025 teile ich Gedanken über das Loslassen von Kontrolle, das Vertrauen ins Leben – und darüber, wie kraftvoll es sein kann, den nächsten Schritt noch nicht zu kennen.

Kennst du Phasen in deinem Leben, in denen du dich wie ein Schmetterling in der Puppe fühlst? 

Du spürst: da ist Veränderung. 
Etwas will sich wandeln.
Aber der Schmetterling ist noch nicht geschlüpft. 

🦋🦋🦋

Ich bin gerade mittendrin in so einer Phase. 

Und merke, wie schwer es mir fällt, darin wirklich zu sein:

  • Ein Teil von mir will endlich den Schmetterling bestaunen. Will, dass es schneller geht. Zieht – an mir, am Prozess, am Leben. 
  • Ein Teil von mir schaut liebevoll zurück und sagt: „Ochhh… Raupe sein, war doch auch schön!“ 
  • Und dazwischen steht noch ein Teil, der seufzt und sagt: „Jetzt lass doch den Dingen einfach seine Zeit!“ 

🦋🦋🦋

Diese innere Zerrissenheit endete in den letzten Tagen oft bei mir in einem altbekannten Muster: 

Grübeln. 

Gedankenschleifen, die auf Nervensystem-Ebene puren Stress auslösen. Körperlich spürbar: Enge im Bauch, Spannung im Kiefer. 

Und natürlich kommt dann auch die innere Kritikerin: „Theresa, du solltest es doch besser wissen, du bist doch Nervensystem-Coach“ 

Und gleichzeitig war da diese Sucht: diese Sucht zu grübeln und zu Denken.

Und ich kam nicht raus… 

🦋🦋🦋

Und genau da wurde mir etwas klar: 
Grübeln ist eigentlich nur der Versuch, das Nicht-Wissen zu umgehen.

Denn Nicht-Wissen ist für unser Nervensystem pure Unsicherheit. 
Und mein Nervensystem will Sicherheit. 

Es sucht durch das Grübeln nach Halt –
und vergisst dabei, zu fühlen. 

Aber was, wenn genau das die Einladung ist?
Was, wenn ich nicht wissen muss,
wie dieser Schmetterling aussieht,
wann er schlüpft,
wie das Leben als Schmetterling so ist?

🦋🦋🦋

Und plötzlich wurde mir klar: 

Genau in diesem Raum vom NICHT-WISSEN entsteht das Neue! 

Im Raum von NICHT-WISSEN entsteht ein tiefes Loslassen, Kontrolle abgeben und die echte Begegnung mit dem was ist. 

🦋🦋🦋

All das hat mich an die Worte von Rainer Maria Rilke erinnert: 

Über die Geduld (von Rainer Maria Rilke) 

Man muss den Dingen die eigene, stille ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und dann gebären… 

Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst, dass dahinter kein Sommer kommen könnte. 

Er kommt doch! 

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit… 

Man muss Geduld haben Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. 

Es handelt sich darum, alles zu leben. 

Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich, ohne es zu merken, eines fremden Tages in die Antworten hinein. 

🦋🦋🦋

Und so erlaube ich mir gerade, in meine Antworten hineinzuleben. 

Langsam. 
Mit offenem Herzen. 

Und vielleicht versuchst du – wie ich – am Gras des Lebens zu ziehen? 

Dann frag dich doch mal:

  • Wo glaubst du gerade zu wissen, was gut ist – für dich, deine Kinder, deine Liebsten oder sogar für die Welt?
  • Und was, wenn das nicht stimmt?
  • Was, wenn das Leben seine ganz eigene Weisheit hat?

Was, wenn du die Kontrolle loslässt – und in deine Antworten hineinlebst?

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